60 Jahre Heimatkundeverein

Die Verbindung von der Vergangenheit zur Gegenwart herstellen – Heimatkundlicher Verein Anger feiert 68jähriges Bestehen

Höglwörth (mh)

Der Heimatkundliche Verein Anger besteht seit 60 Jahren. Mit einem feierlichen Gottesdienst und einem Festabend wurde dieses Jubiläum begangen. Für die historisch interessierte Gesellschaft war es Ehre und Freude zugleich, dass der Erzabt des Stiftes St. Peter in Salzburg, Dr. Korbinian Birnbacher sowohl den Festgottesdienst zelebrierte, als auch das Referat zum Thema „Der Vergangenheit eine Zukunft geben – Von der Bedeutung eines heimatkundlichen Vereins“ übernahm.

Die Messe in der Klosterkirche Höglwörth bildete den Auftakt zu einem festlichen Abendprogramm. Der Männerchor Frohsinn Anger unter der Leitung von Martina Jakob übernahm die musikalische Gestaltung und prägte die liturgische Stunde in ganz besonders feierlicher Form. Die Schützengesellschaft Höglwörth-Anger war mit ihrer Fahnenabordnung und Vorstandschaft gekommen und machte den Kollegen des Heimatkundevereins die Aufwartung. Nach der Messe traf sich die Festgesellschaft im Gasthaus „Klosterwirt“ zur weltlichen Feier. Vereinsvorstand Franz Xaver Winklhofer freute sich nicht nur über die Anwesenheit der Mitglieder sondern auch über die zahlreich erschienen Ehrengäste. Winklhofer gewährte einen kurzen Überblick über die Entwicklung des Vereins. (extra Text). Weiter zeigte der Vorstand Aktivitäten und Ziele auf. Besonders stolz ist der Verein darauf, dass er über ein Museum verfügen kann. Dazu sprach Winklhofer zunächst den Dank an Bürgermeister Silvester Enzinger und die Gemeinde Anger für die Unterstützung aus. Der weitere Dank ging an den zweiten Vorsitzenden Erhard Zaha, der sich als Museumsleiter verdient gemacht hat und sich immer wieder Gedanken macht, Sonderausstellungen zu konzipieren. Der Heimatkundliche Verein legt viel Wert darauf, den Kontakt zu anderen Vereinen zu pflegen und hat einige feste Veranstaltungen im Terminkalender. Einmal im Jahr wird eine Maiandacht an der Waldfriedhofkapelle organisiert, immer am 3. Oktober gibt es einen Vereinsausflug zu einem historisch interessanten Ziel. Außerdem werden zweimal jährlich historische Vorträge oder Veranstaltungen organisiert. Dem Vorstand war es ein Anliegen, besonders verdienten Mitgliedern umfassenden Dank für ihre jahrelange wertvolle Arbeit auszusprechen. Das war zum einen Martin Kuglstatter, der schon zahlreiche Vorträge konzipiert hat. Zum anderen Hans Baumgartner, der in drei Bildbänden die Entwicklung der regionalen Heimatgeschichte der letzen Jahrzehnte festgehalten hat und über Jahrzehnte die Pressearbeit für den Verein und die Gemeinde Anger übernommen hat. Weiter dankte Winklhofer posthum dem verstorbenen Altbürgermeister Albert Graßl und Josef Seehuber für ihren Einsatz in puncto Heimatgeschichte. Dank ging auch an das Ehepaar Helminger für die Überlassung ihres Stadels, um dort bäuerliche Gerätschaften ausstellen zu können. Grußworte sprachen Landratstellvertreterin Elisabeth Hagenauer und Bürgermeister Silverster Enzinger. Elisabeth Hagenauer definierte die Arbeit des Vereins so: „Vergangenes erforschen und erforschtes darstellen“. Sie unterstrich die Bedeutung der Begriffe Heimat und Heimatkunde und zeigte auf, welch hohes Bewusstsein der Verein für die lokale und regionale Heimatgeschichte beweist. Fast 200 Mitglieder im Verbund sprächen für sich. Bürgermeister Silvester Enzinger stützte sich auf die Redewendung „Wer auf das Wissen der Vergangenheit aufbaut, dem wird es auch gelingen die Zukunft zu gestalten.“ Enzinger würdigte nicht nur die Verdienste des Vereins an sich, sondern auch von einzelnen Personen. Unter Vorstand Franz Xaver Winklhofer sei die Öffentlichkeitsarbeit maßgeblich verbessert worden. Der zweite Vorstand Erhard Zaha leitet nicht nur das Museum, er leistet jedes Jahr einen wertvollen Beitrag zum „Tag des offenen Denkmals“ durch Führungen verschiedenster Art. Weiter würdigte der Bürgermeister ebenfalls wie zuvor bereits Winklhofer in seinem Grußwort die Verdienste von Martin Kuglstatter und Hans Baumgartner. Diese Namen stünden stellvertretend für alle, die sich für die Heimatgeschichte einsetzen, sagte Silvester Enzinger. Mit einem passenden musikalischen Programm fanden die Redebeiträge eine unterhaltsame Auflockerung. Die „Pfaffendorfer Musi“ schlug regionale Klänge an und spielte zünftig auf. Moderator war Lenz Berger, der zusammen mit Anni Enzensberger einige Lieder zum Besten gab. Dabei wurde dem Anspruch der Mundartpflege deutlich Rechung getragen, denn die Liedtexte befassten sich ausschließlich mit dem bayerischen Sprachkolorit. Viel Applaus erntete die junge Harfenistin Nadine Brunner, die mit ihrem beeindruckenden Solospiel die Aufmerksamkeit der Zuhörerschaft auf sich zog. Im Mittelpunkt des Festabends stand das Referat von Dr. Korbinian Birnbacher zum Thema „Der Vergangenheit eine Zukunft geben – Von der Bedeutung eines heimatkundlichen Vereins“ (extra Text).

Aus der Historie des Heimatkundlichen Vereins Anger Im Jahr 1955 war er damals als „historischer Zirkel Ellanpurgkirchen“ gegründet worden. Die drei Priester Monsignore Roman Friesinger, Georg Hunklinger und Heinrich Fuchsreiter hatten zusammen mit einigen historisch interessierten Bürgern die Initiative zur Gründung ergriffen. Der erste Vorsitzende war Monsignore Roman Friesinger, ihm folgte Heinrich Fuchsreiter im Amt. Der erste weltliche Vorsitzende war Josef Hinterstoißer von der Mühle in Pfarrendorf. Seit 1994 steht Franz Xaver Winklhofer an der Spitze des Vereins. Lange Jahre waren die Geschichtsinteressierten Bürger im „Heimatkundlicher Arbeitskreis“ aktiv, so nannte sich der Zusammenschluss bis 2013. Seither wird der Verbund als Verein unter dem Namen „Heimatkundlicher Verein Anger“ geführt. Der Verein hat sich als Hauptaufgaben die Heimat- und Denkmalpflege auf die Fahnen geschrieben, sowie den Erhalt der Flurdenkmäler und den Erhalt der bayerischen Sprache.

„Der Vergangenheit eine Zukunft geben – Von der Bedeutung eines heimatkundlichen Vereins“

Höglwörth (mh)

Erzabt Dr. Korbinian Birnbacher vom Stift St. Peter in Salzburg übernahm beim Festabend zum 60jährigen Jubiläum des Heimatkundlichen Vereins Anger die Festansprache. Als gebürtiger Angerer pflegt er auch heute noch gerne die Verbindungen in seinem Heimatort. Gerne habe er der Anfrage Rechnung getragen, den Part des Festredners zu übernehmen, sagte der Erzabt. Er richtete zunächst den Blick zurück in die Zeit nach dem zweiten Weltkrieg, als eine Zeit der großen Offenheit für Neues angebrochen war. Als erstes ging der Erzabt darauf ein, dass der Sinn eines Heimatkundlichen Vereins darin besteht, Widerstand gegen das Vergessen zu leisten. „Nach dem Krieg war es jetzt auch eine Zeit, in der nicht nur von Siegen und dem Gewinn von Schlachten geschrieben wurde, das Schreiben der Geschichte hat eine grundlegende Wandlung erlebt“, unterstrich der Erzabt. Nun war Platz für die bäuerliche Lebenswelt, den Alltag des kleinen Mannes und auch dunkle Kapitel. Weiter machte Dr. Birnbacher deutlich, der Heimatkundliche Verein seine eigene Identität würdigt und diese weitervermittelt. „Die Vergangenheit gehört nicht den Toten, sondern der Gegenwart“ führte er dazu aus. Eine Aufgabe des Vereins sei es, die Verbindung von der Vergangenheit zur Gegenwart herzustellen. Dies spiegle sich in Anger in der Arbeit der Vorstandschaft und der Mitglieder wider, stellte der Referent fest. „Die Vergangenheit am Leben zu erhalten, das wäre ein Wunsch von mir“, sagte der Erzabt und führte an: „Es geht um mehr als Nostalgie, es geht um Erbe und Auftrag“. Die Bestandserhaltung, die Kulturgutpflege und die Konfrontation mit anderen Lebenswelten sind in der Vereinsarbeit wichtig. „Wir sind nicht die Rächer sondern die Wächter. Wir sind die Verteidiger, die Hüter der Vergangenheit. Es lohnt sich, die Vergangenheit für Anger und Höglwörth zu vergegenwärtigen“, schloss der Erzabt seine Festrede und traf mit seinen Aussagen den Nerv der Zuhörer. Das zeigte sich am lang anhaltenden Applaus. Ehrungen verdienter Mitglieder bildeten einen weiteren Bestandteil des Abends. Darüber berichten wir gesondert.

Zu den Fotos.

Für heimatliche musikalische Klänge sorgte die „Pfaffendorfer Musi“ mit Sebastian Höglauer, Georg Wadispointner und Leo Höglauer (v.l.n.r.) beim Festabend zum 60jährigen Jubiläum des Heimatkundlichen Vereins Anger

Der Erzabt des Stiftes St. Peter in Salzburg, Dr. Korbinian Birnbacher zelebrierte die Festmesse und hielt den Festvortrag. Mit einem Präsent bedankte sich Vereinsvorstand Franz

Xaver Winklhofer.

Text/Foto : Maria Horn

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