Anger: Es ist schon Tradition, dass der Heimatkundliche Verein Anger jährlich einen Ausflug zu geschichtsträchtigen Orten unternimmt. Vereinsvorstand Franz Xaver Winklhofer konnte neben Pfarrer Christoph Kronast weitere 40 Geschichtsinteressierte im Bus und stellte die Fahrstrecke Salzburg-Wien, die durch die österreichischen Bundesländer Salzburg, Oberösterreich und Niederösterreich führt, vor. Der 2. Vorstand und Museumsleiter Erhard Zaha gab den Teilnehmern wichtige Vorinformationen zu den Ausflugszielen. Nach einer Rast in Ansfelden und dem Mittagessen in Melk wartete bereits die Führerin des Stifts Melk auf die Reisenden aus dem Berchtesgadener Land.
Die Stiftspatrone waren der hl. Koloman und hl Leopold, die Kirchenpatrone sind der hl. Petrus und der hl. Paul. Seine Kunstwerke in die naturgebundene Landschaft hineinzustellen war die große Stärke des Baumeisters Jakob Prandtauer. Im Gegensatz zu anderen Barockklöstern beherrscht hier die Kirche deutlich den ganzen Bau, der 1711 beschlossen wurde. An dem riesigen Klosterkomplex sind 1365 Fenster zur reinigen.
Schon sehr früh wird Melk die Hauptburg der Babenberger. Im späten 11. Jahrhundert rief Leopold der II. anstelle der Kanoniker Benediktiner nach Melk. Mit den Benediktinern konnte sich das Kloster rasch entfalten und kam zu geistiger Blüte trotz vieler Widerstände bis in die heutige Zeit. Die Führung beginnt an der Kaiserstiege. In der Mitte der Stiege hängen an der Wand die Porträts von Kaiserin Maria Theresia und Kaiser Franz Stephan von Lotheringen. An den Wänden des fast 200 m langen Kaiserganges hängen Bilder der österreichischen Herrscher von den Babenbergern bis zu den Habsburgern. In den Kaiserzimmern, zum Großteil als Museum eingerichtet, wird die historische, künstlerische und aktuelle Bedeutung des Stiftes dokumentiert.
Im Raum 1: „Höre- und neige das Ohr deines Herzens“ wird die vom hl. Benedikt 529 verfaßte Mönchsregel- ORA ET LABORA dargestellt, aber auch die menschliche Abtrünnigkeit mancher Mönche. Die Folgeräume zeigen verschiedene Schenkungen der Babenberger, wie das Melker Kreuz, das Auf und Ab der Geschichte, „das Holz des Lebens“ eine spätromanische Kreuzdarstellung. Sakrale Kunstgegenstände beherrschen einen Raum, Messkleider aus Leder und der Sparsarg sind Relikte aus der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts. Die gotischen Bildtafeln von 1502 und das versilbert Kupferkreuz von 1066 weisen den Weg in die Zukunft. Der letzte Raum beherrscht das Model des Stiftes und lässt die Größe der gesamten Anlage vorstellbar werden
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Der Marmorsaal, ein großer repräsentiver Fest- und Speisesaal hat nur Türrahmen aus echtem Marmor, die Wände sind mit Stuckrahmen versehen. Die Deckengemälde (1731) vom Tiroler Maler Paul Troger zeigt einen herrlichen bildhaften Ausdruck für die Philosophie der Zeit. Vom Marmorsaal gelangt man auf eine mächtige Terrasse und von hier betritt man die Bibliothek. Diese Stiftsbibliothek birgt ca. 100.000 Bände, 1200 Handschriften vom 9. bis 15. Jahrhundert, 600 Handschriften aus dem 17. und 18. Jahrhundert und 750 Wiegendrucke. Im Deckengemälde von Paul Troger wird der Glaube allegorische dargestellt.
Ohne Führung betritt der Besucher die Stiftskirche und ist überwältigt von einem Prunkvollen „Audienzsaal“ Gottes. Die Archetektur, die Farbtöne des Deckenfreskos von Michael Rottmayr (1722), der Stuckmarmor an den Wänden werden zu einer Symphonie von Farbe und Form. Die Seitenaltäre des Langhauses wurden, ebenso wie die Emporen in italienischer Theaterarchetektur gestaltet. Die Altargemälde Paul Troger 1746 und Joh. M. Rottmayr um 1725. Der Hochaltar wird beherrscht von einer figuralen Gruppe Heiligen. Die Gestalten links und rechts dieser Gruppe stellen Männer des alten Bundes dar. In der Mitte die beiden Kirchenpatrone Petrus und Paulus gegeben einander die Hand zum Abschied. Im Kuppelgemälde werden die streitende und die triumphierende Kirche dargestellt. Nach der Besichtigung der Nordbastei und des Stiftparks mit dem barocken Pavillon, einem wundervollen Ausblick zur Donau und die Wachau hat der Besuch in Melk einen schönen Abschluss gefunden.
Auf der Rückfahrt wurde noch der Ort Mondsee mit seiner Pfarrkirche St. Michael angesteuert. 748 gründete Bayernherzog Odilo der II. Agilofinger das Kloster Mondsee auf einem ehemaligen römischen Siedlungsplatz. Die jetzige Kirche wurde in der 2. Hälfte des 15. Jahrhundert als dreischiffige Basilika errichtet. Den gotischen Baukörper der Kirche ist die viergeschossige Doppelturmfassade vorgeblendet. Die ursprünglich 20m höheren Türme wurden nach Brand 1774 abgetragen und erhielten anschließend ihre heutige Form. Die Kirche zählt zu den hervorragendsten wie auch größten Denkmälern Österreichs.
Mächtige Bündelpfeiler tragen das Netzrippengewölbe. Der Bodenseeschwabe Hans Waldberger schuf 1626 den mächtigen Hochaltar im manieristischen Stil. Meinrad Guggenbichler „der Meister vom Mondsee“, stattete im Aufrag des Klosters die Kirche mit seinen Meisterwerken aus. Die gold-schwarzen Altäre lassen die vielfarbige Fassung der Figuren aufblühen und geben dem dunklen Raum einen festlichen Akzent, sowie eine hohe Feierlichkeit.
Nach einer Einkehr in Mondsee und einer unfallfreien Rückfahrt konnte Vereinsvorstand Franz Xaver Winklhofer mit dem Dank an den Busfahrer und den Teilnehmern einen erlebnisreichen Ausflug beschließen.
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Bild: Privat mit den Teilnehmern aus Anger